Kanadas erster und somit ältester National Park ist auch der berühmteste in den Rocky Mountains. Es gibt wohl fast keinen Kanada-Fan, der nicht schon mal dort war oder ihn ganz weit oben auf seiner Bucket-Liste hat. Kein Wunder, denn er beherbergt einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Westkanadas und wurde zum Weltnaturerbe ernannt.
Lake Louise
Um gleich mal eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten zu nennen. An ihm kommt wirklich keiner vorbei. Die Vorfreude auf den Plain of Six Glaciers war riesig.
Aber wie bei fast jedem Highlight gehört das frühe Aufstehen dazu, um noch einen der Parkplätze zu ergattern. Und so sind wir um 6.45h losgefahren und hatten keine Probleme für unseren Camper noch ein Plätzchen zu finden. Die größte Hürde war also geschafft. Mit dem Camper hat man praktischerweise sein „Zuhause“ immer dabei und so konnten wir vor Ort in Ruhe frühstücken. Gut gestärkt ging es dann los.
Plain of Six Glaciers
Das ist DIE Wanderung am Lake Louise und garantiert grandiose Ausblicke. Erwarte nicht alleine zu sein!
Wir starten am Fairmont Chateau Lake Louise, einem luxuriösen 5-Sterne Hotel. Der Weg führt zunächst am Seeufer entlang und man kann vom Blick auf den türkisblauen, von Bergen eingesäumten, See nicht genug bekommen. Wir bahnten unseren Weg hinauf zum Mirror Lake, der teilweise noch zugefroren war und eine beeindruckende Sicht auf den Big Beehive gibt. Dort verunsicherten uns andere Wanderer, die ebenfalls den Plain of Six Glaciers gehen wollten aber zurückkamen, da auf dem Weg noch viel zu viel Schnee lag. Die aufgehängten Schilder, die einem aufgrund der Lawinengefahr dringend davon abrieten waren auch nicht gerade ermutigend. Dabei hatte man uns einen Tag zuvor noch zugesichert, dass der Trail frei ist.
Wir gingen erstmal weiter bis zum Lake Agnes und dem bekannten Tea House. Viele füllen hier ihre Trinkflaschen im See auf und auch das Tea House scheint das Gletscherwasser zum Kochen und Trinken zu verwenden. Man sagt, es soll verjüngend wirken. Also habe ich gleich mal einen großen Schluck genommen und alles aufgefüllt was ging. Ja, was soll ich sagen?! Ich sehe nun wieder aus wie 20! 😉 Geschmeckt hat es auf jeden Fall und zwar sehr gut! Allerdings hat die eisige Temperatur für kurzzeitigen Hirnfrost gesorgt. Ob das vielleicht mit dem verjüngen zusammenhängt?
Jedenfalls etwas verunsichert, ob der Weg nun begehbar ist oder nicht haben wir erstmal einen kurzen Abstecher zum Little Beehive gemacht, wo es steil serpentinenartig hoch geht und wir bereits nach der 3. Kurve wieder umgedreht sind. Wir sind schließlich wegen dem Plain of Six Glaciers gekommen und so mussten wir nochmal zum Mirror Lake hinab, in der Hoffnung, den unteren Trail nehmen zu können. Glück gehabt! Dieser war weitestgehend frei und gut zu laufen.
Eine sehr schöne aber auch lange Wanderung. Man kommt zu einem weiteren Tea House und von dort sind es nochmal 2 km bis zum Aussichtspunkt, der sich ziemlich in die Länge gezogen hat und am Ende nochmal steil bergauf ging inklusive Kletterpartie. Aber darin sind wir ja mittlerweile erprobt. Ein paar andere Wanderer waren sich unschlüssig, ob sie sich das letzte Stück noch antun sollen. Also haben wir uns alle ein bisschen gegenseitig motiviert und versichert, dass es sich lohnt. Und siehe da: Schwupp di wupp waren wir auch schon alle oben.
Und es hat sich gelohnt! Von oben hat man, wie sollte es auch anders sein, einen fantastischen Ausblick auf die umliegenden Berge, Gletscher und dem Lake Louise. Dabei sind wohl der Mount Victoria + gleichnamiger Gletscher und der Mount Lefroy + Gletscher die bekanntesten. Als wir gerade den letzten Bissen unseres kanadischen Labberbrotes verdrückt hatten, ist auf der gegenüberliegenden Seite (seeeehr weit entfernt) eine Lawine losgetreten. Unfassbar wie laut das war und wie die Bergkulisse den Schall weiter getragen hat.
Auf dem Rückweg haben wir uns im Tea House noch eine kleine Gaumenfreude gegönnt: Apfelkuchen!
Wir waren insgesamt gute 7 Stunden unterwegs und dementsprechend etwas platt. Um so ärgerlicher war es, dass wir auf dem Castle Mountain Campground keinen Platz mehr ergattern konnten und somit bis nach Banff fahren mussten, wo wir auch nur noch auf dem Overflow-Parkplatz untergekommen sind. Immerhin hatten wir von hier aus einen fantastischen Ausblick auf den Mount Rundle.
Der nächste Tag
Wir gehen es entspannt an und erledigen erstmal den Einkauf. Danach erkundeten wir das kleine Bergdorf, das unserer Meinung nach etwas zu sehr gehyped wird. Ich spreche nicht vom gleichnamigen National Park, der ist natürlich der Hammer!
Danach ging es erstmal zum Castle Mountain Campground, um uns diesmal rechtzeitig einen Platz zu sichern. Mit Erfolg: Die nächsten 3 Nächte bleiben wir hier!
Da der Tag noch jung war, unternahmen wir einen kleinen Spaziergang am Johnston Canyon. Der Weg führt einen zuerst an die Lower Falls und dann weiter zu den ca. 30 Meter hohen Upper Falls. Geformt wird die Schlucht vom Johnston Creek und bietet ein eindrucksvolles Schauspiel der gewaltigen Kräfte des Wassers.
Der erste Bär!
Als wir abends an unserem Campground saßen, kam auf einmal etwas großes dunkles aus dem Dickicht. Wie wir schnell feststellten, handelte es sich um einen kleinen Schwarzbären! Er lief seelenruhig über unseren Stellplatz und schien wenig an irgendwelchen Menschen interessiert. Wir haben uns dennoch in den Campervan zurück gezogen, um dem Tier genügend Freiheit zu geben. Leider konnte man das von unseren Nachbarn nicht behaupten. Diese haben sich in einer großen Gruppe auf den Bären zubewegt und sämtliche Smartphones & Kameras drauf gehalten. Also eigentlich genau das, was man nicht tun sollte. Infos zum richtigen Verhalten findet ihr übrigens auf Bear Smart.
Für uns war es auf jeden Fall ein magischer Moment als der Bär aus dem Dickicht hervor kam. Der erste Bär, den wir bisher in Kanada gesehen haben!
Mount Sulphur & die Hot Springs
Natürlich könnte man auch bequem mit der Gondel hinauf fahren aber dann müsste man auch unverschämte 62$ bezahlen. Das kam für uns sowieso nicht in Frage, also ging es zu Fuß hoch. Nach 1,5 Stunden waren wir auch schon am Charlet angekommen und haben 10 weitere Minuten bis zum Sanson´s Peak benötigt. Dieser liegt auf 2.337 Metern und somit haben wir insgesamt über 700 Höhenmeter überwunden. Von oben eröffnet sich einem mal wieder ein traumhaftes Panorama.
Im Charlet gibt es darüber hinaus eine informative Ausstellung über die Region, deren Artenvielfalt und der Veränderung durch den Klimawandel. Nach einer Tasse Kaffee, einer Brotzeit und bisschen Wifi (wir mussten ja jeden über die Bärenbegegnung informieren!) ging es wieder hinab und zu den Hot Springs. Ein bisschen Entspannung muss eben auch mal sein.
Danach mussten wir uns allerdings auch noch den etwas unangenehmeren Dingen widmen: Dem Wäsche waschen… Eine Laundry war schnell gefunden. Waschmittel konnte man im Laden nebenan erwerben sowie Geld wechseln, falls nötig. Aus irgendeinem Grund hat sich das Waschmittel nicht richtig aufgelöst und so haben wir nach einer einstündigen Wartezeit unsere Klamotten wohl oder übel nochmal waschen müssen. Irgendwann waren wir jedenfalls damit fertig, die Klamotten sauber und getrocknet und wir hungrig.
Also auf zum Elk & Oarsman Restaurant & Bar.
Lake Minnewanka
Als wir am nächsten Morgen aufwachten und zum Fenster hinaus sahen, sahen wir erstmal nix. Es hatte über Nacht geschneit – im Juni! Ja, das ist natürlich nichts ungewöhnliches hier in der Gegend und wir waren selbstverständlich darauf vorbereitet. Trotzdem immer wieder verrückt wie schnell sich das Wetter ändern kann.
Gut eingepackt in unseren Winterklamotten ging es dann los zum Lake Minnewanka, welcher 21 km lang und 142 m tief ist. Aufgrund des Wintereinbruchs haben wir hier keine Wanderung unternommen. Stattdessen sind wir in die mystische Stimmung des Sees eingetaucht und haben dabei super tolle Fotos geschossen! Auf dem Weg dorthin haben wir noch einen jungen Wapiti gesehen. Diese werden in Kanada auch oft als „Elk“ bezeichnet und sind nicht mit einem Elch (Moose) zu verwechseln! Bei den vielen Reh- und Hirscharten kann man aber auch mal durcheinander kommen.
Weiter geht´s zum Two Jack Lake
Hatte ich bereits erwähnt, dass Kanada mehr Seen als der Rest der Welt zusammen hat? Ich glaube schon! Wer schon mal beim Lake Minnewanka ist, kann den Two Jack Lake auch gleich noch mitnehmen. Auch hier leider keine weiteren Outdooraktivitäten für uns aufgrund des Wetters, aber auch der Foto-Stop hat sich gelohnt. Am Parkplatz wurden wir direkt von einer kleinen Herde Dickhornschafen begrüßt.
Anschließend ging es zurück nach Banff und passend zum Wetter gab es dort Kaffee & Kuchen.
Eine letzte Hürde stand noch bevor: Propan auffüllen.
Aber Achtung: In Banff gibt es keine Möglichkeit Propan aufzufüllen. Wer also dringend nachfüllen muss, muss ins 24 km entfernte Canmore fahren!
Wer weitere Info´s zu Banff & Banff National Park möchte, kann auch mal hier vorbei schauen.
Campground
Wir hatten mal wieder zwei verschiedene Campingplätze:
Tunnel Mountain Village II – Overflow Parkplatz
Adresse: Improvement District No. 9, Alberta
Adresse: Bow Valley Pkwy, Improvement District No. 9, Alberta T1L 1K2
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